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„Von Kräuterhexen und Beipackzettelübersetzern“

Wiebke Günther

Wie wirken eigentlich Schmerztabletten?

Im Laufe meines Studiums habe ich von vielen Verwandten und Bekannten Fragen zu Inhalten meines Studiums gestellt bekommen. Da ich nun in absehbarer Zeit fertig werde, wollte ich die wichtigsten und interessantesten Fragen bezüglich Krankheiten und Medikamenten noch einmal erklären.

ein schmerzverzerrtes Gesicht.

Foto: Schmerzen sind unangenehme Sinneswahrnehmungen die den Körper vor schweren Schäden schützen sollen. Dabei können sie die Lebensqualität erheblich einschränken.

Um zu verstehen, wie eine Schmerztablette wirkt muss man erst die verschiedenen Arten von Schmerzen kennen, denn Schmerz ist nicht gleich Schmerz.

Die Medizin unterscheidet in viszeralen und somatischen Schmerz. Viszeraler Schmerz ist der Eingeweideschmerz. Somatischer Schmerz wird an der Haut, Muskulatur oder am Skelett empfunden. Schmerz kann außerdem in noizeptiven Schmerz, Entzündungsschmerz und neuropathischen Schmerz unterschieden werden. Neuropathische Schmerzen treten infolge bestimmter Krankheiten auf, wie zum Beispiel Diabetes. Noizeptiver Schmerz entsteht durch Reize zum Beispiel auf der Haut, an Nozizeptoren (Rezeptoren die überall im Körper vorkommen). Diese registrieren Reize, wie Druck oder Temperatur, der dabei erfasste Schmerz dient als Warnsignal um mögliche Schädigungen zu vermeiden.

Eigentlich ist der Schmerz, den wir zum Beispiel nach einer Verbrennung empfinden, eine Folge einer Entzündung. Dabei kommt es zu verschiedensten Reaktionen als Folge einer Reizung. Zum Beispiel zu einer dauerhaften Erregung der Nozizeptoren. Durch freigesetzte Botenstoffe werden Immunzellen angelockt, die dafür sorgen, dass eventuell entstandene Gewebsschädigungen im Körper repariert oder Giftstoffe, wie zum Beispiel nach Insektenstichen, abgebaut werden.

Ein entscheidendes Enzym ist die Cyclooxygenase, kurz COX. Dieses Enzym kommt im menschlichen Gewebe und auf der Oberfläche von Thrombozyten (rote Blutkörperchen) vor. Es  sorgt im Normalfall dafür, dass der Botenstoff Prostaglandin entsteht, der weiter zu den Schmerz auslösenden Interleukinen umgewandelt wird. Diese sorgen wiederum dafür, dass die Entzündung erhalten bleibt, bis die Ursache des Schmerzes beseitigt wurde. Die typischen Schmerzmittel, wie zum Beispiel Aspirin oder Ibuprofen, binden an die COX und sorgen so dafür, dass weniger Prostaglandine gebildet werden. Aber die COX ist nicht nur für die Entstehung von Schmerzen wichtig, sondern auch für die Nierenfunktion oder Magenschleimhaut. Bei einer dauerhaften Anwendung dieser Schmerzmittel kommt es daher häufig zu Nierenschädigung und Magengeschwüren. Aber keine Angst, bei einer Einnahme nach Bedarf passiert das nicht so schnell.

Natürlich kennen die Meisten diese Schmerzmittel. Aber es gibt auch Menschen mit sehr schweren und tödlichen Krankheiten, bei denen diese Art von Schmerzmitteln nicht mehr hilft. Als Arzt und Apotheker möchte man den betroffenen Patienten das Leben erleichtern und die Lebensqualität verbessern. Dabei sind Schmerzen eine erhebliche Einschränkung. Die WHO hat dazu ein Stufenschema veröffentlich, wonach die Therapie anhand der Schmerzhäufigkeit, - art und intensität angepasst wird. Bei schwersten Schmerzen werden Opioide oder Opiate gegeben.

Opiate sind Arzneistoffe, die aus dem Schlafmohn gewonnen werden, wie zum Beispiel Morphin, Papaverin und Codein. Opioide sind synthetische Arzneistoffe (Sie kommen nicht in der Natur vor), die von den Opiaten abgeleitet werden. Dazu gehört zum Beispiel Heroin. Diese Schmerzmittel wirken über die Opioidrezeptoren und blockieren aktiv die Weiterleitung von Schmerzsignalen. Der Vorteil dieser Arzneistoffe ist es, dass sie auch müde machen und die Patienten dadurch weniger von den Schmerzen mitbekommen. Aber diese Medikamente sind auch sehr gefährlich. Sie können zu Atemdepressionen führen, das bedeutet die Atmung setzt aus. Das ist eine häufige Todesursache beim illegalen Gebrauch dieser Medikamente. Bei einem vorschriftsmäßigen Gebrauch kommt das aber nur selten vor. Bei bestimmten Patienten kann der Gebrauch auch zu einer Abhängigkeit führen. Daher werden diese Schmerzmittel nur bei ärztlicher Verordnung und beim Versagen anderer Medikamente eingesetzt.

Das war ein kurzer Überblick über ein sehr komplexes und vielschichtiges Thema. Der ganzen Umfang von Ursache und Therapie ist Inhalt unseres Studiums. Wenn ihr dazu noch mehr wissen wollt, könnt Ihr gerne einen Kommentar hinterlassen.

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