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„Von Kräuterhexen und Beipackzettelübersetzern“

Wiebke Günther

Warum soll ich Nasenspray nur an sieben aufeinanderfolgenden Tagen verwenden?

Während meiner Famulatur in der Apotheke habe ich oft ein Nasenspray abgegeben. Dabei musste ich jedes Mal sagen: „Benutzen Sie das Nasenspray nur sieben Tage lang.“ Viele Patienten haben nur abgewunken und gesagt, das wüssten sie schon. Aber warum ist dieser Hinweis trotzdem so wichtig?

Taschentücher liegen neben einer Teetasse auf dem Tisch.

Jeder kennt die verschnupfte Nase bei Erkältungen. Nasenspray hilft dagegen. Aber wie lang sollte ich das benutzen?

Um das zu verstehen, muss ich euch den wichtigsten Mechanismus des Körpers vorstellen: Das Fight-and-Flight-System. Alle essenziellen Prozesse unseres Körpers steuert das Nervensystem, das aus dem zentralen (Gehirn und Rückenmark) und dem peripheren Nervensystem (alles außerhalb von Rückenmark und Gehirn) besteht. Das periphere Nervensystem unterteilt sich in Sympathikus und Parasympathikus. Diese verhalten sich wie zwei Gegenspieler. Der Sympathikus steuert eure Fluchtreaktion − zum Beispiel bei Lampenfieber: ihr bekommt schwitzige Hände, euer Herzschlag erhöht sich und eure Atmung verstärkt sich. Der Parasympathikus steuert dagegen eure Ruhereaktion − zum Beispiel beim Essen: euer Puls verlangsamt sich, der Speichel fließt und eure Atmung wird langsamer. Diese Effekte wirken sich auch auf unsere Blutgefäße aus. So führt zum Beispiel der Sympathikus zu einer Verengung der Gefäße in unserer Nasenschleimhaut und der Parasympathikus zu einer Erweiterung.

Wenn wir erkältet sind, wird unsere Nasenschleimheut mehr durchblutet, dadurch schwillt sie an. In den freiverkäuflichen Nasensprays sind sogenannte Sympathomimetika enthalten. Diese sorgen lokal für eine Verengung der Blutkapillaren. Dadurch geht die Schwellung der Schleimhaut zurück und wir können besser durch die Nase atmen.

Das Problem: Aufgrund der Verengung wird die Schleimhaut mit weniger Blut versorgt. Dadurch bekommen die Zellen weniger Sauerstoff und Nährstoffe. Das kann auf die Dauer zu einem Absterben der Schleimhaut führen. Hinzu kommt, dass unsere Nasenschleimhaut mit vielen kleinen Härchen bestückt ist, den sogenannten Zilien. Diese sorgen dafür, dass Fremdstoffe aus der Nase abtransportiert werden. Durch die Arzneistoffe werden diese Zilien in ihrer Funktion beeinträchtigt. Dadurch können mehr Fremdstoffe und Bakterien in unserer Nase verbleiben. Wendet man das Spray vorschriftsmäßig an, stellt das kein Problem dar. Manche Menschen halten sich aber nicht an die Hinweise des*r Apothekers*in und werden sogar abhängig von Nasenspray!

Viele Menschen, die regelmäßig Nasenspray benutzen, werden süchtig nach dem Gefühl des freien Atmens. Wenn sie kein Spray benutzen, meinen sie, nicht genügend Luft zu bekommen. Bei diesen Menschen kann es zur sogenannten „Stinknase“ kommen. Dabei siedeln sich auf der Schleimhaut Mikroorganismen an, die einen schleimigen Belag bilden, der einen faulig, süßlichen und äußerst unangenehmen Geruch hat. Durch das Absterben der Schleimhautzellen verlieren die Menschen auch teilweise ihren Geruchssinn und nehmen den Geruch selbst nicht wahr.

Ihr braucht aber bei eurer nächsten Erkältung keine Angst davor zu haben: Bei einer sachgemäßen Anwendung kann das nicht passieren. Dennoch ist mit dem übermäßigen Gebrauch von Nasenspray nicht zu spaßen, sodass wir als Apotheker*innen unsere Patienten*innen stets darauf hinweisen müssen.

Das war ein kurzer Überblick über ein sehr komplexes und vielschichtiges Thema. Den ganzen Umfang von Ursache und Therapie behandeln wir in unserem Studium. Wenn ihr dazu noch mehr wissen wollt könnt Ihr gerne einen Kommentar hinterlassen.

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