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Till Gaßmann

Leiden eigentlich mehr Kinder unter Sprachstörungen als noch vor mehreren Jahren?

Die Kaufmännische Krankenhaus beantwortet diese Frage nun nach der Auswertung ihrer Nachforschung mit „Ja“. Denn diese ergibt, dass im Vergleich zum Zeitpunkt vor 10 Jahren, die Anzahl an Kindern mit diagnostizierter Sprachstörung, um 56% gestiegen ist. Doch ist dies wirklich so? Wie kann diese Entwicklung erklärt werden? Und hat die Corona-Pandemie darauf zusätzlich Auswirkungen? MDR Sachsen-Anhalt hat dafür bei Expert*innen der Uni Halle nachgefragt.

Foto: Adobe Stock (Standard Lizenz)

Foto: Für Schüler*innen aktuell Standard: Unterricht von zu Hause. Das Homeschooling ist "normal" geworden.

Liegen wirklich mehr Sprachstörungen vor?

Neben der Kaufmännischen Krankenkasse melden auch andere Krankenkassen höhere Ausgaben im Bereich der Sprachheiltherapie bei Kindern und Jugendlichen. In der Altersgruppe der 11-14-Jährigen sei der Wert sogar, um ganze 117% gestiegen. Dies würde natürlich auch den Rückschluss ermöglichen, dass auch mehr Kinder und Jugendliche betroffen sind, und somit auch eine Therapie benötigt haben.

Doch Stephanie Kurtenbach, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni Halle im Fachgebiet Sprechwissenschaft und Phonetik, mahnt, dass dieser Erklärungsversuch nicht ganz so einfach ist. So gäbe es aktuell noch keine seriöse Studie, die ein starkes Defizit bei Kindern und Jugendlichen tatsächliche Nachweise. Verschiedene Untersuchungen zeigen ihrer Meinung nach, dass der Wert eher sehr stabil bei 8% an betroffenen Kindern und Jugendlichen liegt. Professor Sallat schließt sich der Einschätzung seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin an.

Erhöhte Sensibilität auf Seiten von Kinderärzten und Erzieher*innen

Stephanie Kurtenbach sieht gar einen anderen Grund, warum die Ausgaben gestiegen sein. Sie mutmaßt, dass Kinderärzte und Erzieher*innen einfach bei der Thematik deutlich sensibler sind und dadurch Kinder und Jugendliche mehr zu Sprachtherapie geschickt werden. Dennoch beobachtet Professor Sallat: „Kinder kommen recht spät zur Sprachheiltherapie. Bei den 3-Jährigen werde relativ wenig Unterstützung genutzt. Eltern, Ärztinnen und Ärzte würden viel lieber noch ein bisschen warten, vielleicht "verwächst" sich ja die sprachliche Schwierigkeit noch“ und warnt zugleich: "Heutzutage würde man sagen, dass Abwarten gar nicht die richtige Strategie ist. Sondern am besten hilft man Kindern, wenn man frühestmöglich mit einer Therapie beginnt". Denn umso früher an dem Defizit gearbeitet werden kann, desto schneller kann dem*der Betroffenen auch geholfen werden, sodass weniger Langzeitfolgen gerade in Hinblick auf die schulische Karriere, wo Notengebungen für mündliche Leistungen zum Alltag gehören, eintreffen.

Kann Homeschooling die Sprachkompetenzen beeinflussen?

Seit Beginn der Corona-Pandemie und gerade in den Lockdown-Phasen wurde Homeschooling zum neuen Schulalltag, was für Kritiker*innen dafür sorgte, dass man nun befürchtet, dass Schüler*innen durch das nun ständige sitzen und arbeiten vor dem digitalen Bildschirm ihre Sprachkompetenzen verschlechtern. Professor Sallat lehnt diese Befürchtung ab: „Ich würde es eher andersrum sehen, dass Kinder mit sprachlichen Problemen im Homeschooling besondere Probleme haben." Dabei nimmt er Bezug auf die Tatsache, dass vielleicht der*die Lehrer*in die Aufgabe nicht noch einmal anders erklären kann, weil die Tafel nicht zusätzlich genutzt werden kann oder Bilder und andere Hilfsmittel zum Erklären fehlen. Umso wichtiger sei es, dass Lehrer*innen nun umso mehr darauf achten neue Methoden auszuprobieren, um somit betroffenen Schüler*innen besser helfen zu können.

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