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Till Gaßmann

Das Studium endet...was habe ich eigentlich gelernt? Ein Rückblick auf meine Studienzeit

Ich persönlich habe es ehrlicherweise noch gar nicht so ganz realisiert. Noch fühlt es sich ein bisschen an wie ein surrealer Traum. Aber das ist es tatsächlich nicht…In knapp einen Monat endet nämlich nach acht Jahren voller Umwege mein Studium.

Auf dem Weg ins Unbekannte

2014 – das war das Jahr in dem Deutschland in Brasilien Fußballweltmeister wurde, ich mit Ach und Krach mein Abitur eintütete und nachdem ich in Halle eine Zusage bekam für das Studium nach Halle zog. Fast acht Jahre ist das mittlerweile her. Damals war ich 18, nächste Woche werde ich schon 26! Wie die Zeit vergeht! Dennoch kann ich mich noch an meinem ersten Tag in Halle erinnern. Ich reiste damals alleine mit einem riesigen Rucksack beladen mit Klamotten das erste Mal in die Stadt, in der ich nun die nächsten Jahre meines Lebens verbringen würde, ohne die Stadt zuvor jemals besucht zu haben. Ein bisschen naiv könnte man rückblickend meinen…Ich hatte wegen meines Abiturs damals aber nicht die Möglichkeit, mir meinen Wunschort auszusuchen. Anderseits hatte ich dadurch den Vorteil nicht voreingenommen mit Klischees und Vorurteilen an meinen neuen Wohnort zu ziehen. Mit dem Taxi fuhr ich damals dann vom Hauptbahnhof raus zum Weinberg Campus, wo das Studierendenwohnheim war in das ich nun für knapp zwei Jahre einzog. Noch am selben Nachmittag lernte ich mit Josi, die erste WG-Mitbewohnerin meiner insgesamt sechs Mitbewohner*innen kennen. Sie studierte zufälligerweise, genauso wie ich damals, Jura und half mir somit in den folgenden Wochen ein bisschen Fuß im Jura-Studium zu fassen.

Abenteuer, Ehrenamt und eine Neuorientierung

Bereits während des zweiten Semesters merkte ich aber schon, dass Jura doch nicht so meins ist. Ich wurde einfach nicht warm mit den Inhalten des Studiums und den anderen Jura-Studierenden, die mit mir gemeinsam anfingen. Im Frühjahr 2015 stolperte ich dann über die beiden Filme „Into the Wild“ und „On the Road“ - ersterer zeigt die Lebensgeschichte des US-Amerikaners Christopher McCandless auf der Suche nach dem „wahren“ Glück und letzterer erzählte die Geschichte von zwei Freunden, die in ihren 20er ein Roadtripp-Leben führen. Beide Filme ließen mich mit dem Gefühl zurück, endlich aufbrechen zu wollen und die Welt zu entdecken. Ich kaufte mir dann ein Interrail-Ticket (internationales Zugfahrtticket für alle Mitgliedsländer) mit unbegrenzten Fahrten und stieg dann einfach in den Zug Richtung Prag ein. In den folgenden Wochen reiste ich allein über Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Österreich und Kroatien bis nach Bosnien-Herzegowina, von wo aus ich über das Mittelmeer nach Italien und wieder zurück nach Deutschland reiste. Mal blieb ich mehrere Tage an einem Ort, mal verbrachte ich einen ganzen Tag nur im Zug. Obwohl ich alleine Losgereist bin, war ich nie alleine (es sei denn, wenn ich es mal wollte). In den billigen Mehrbettzimmern der Hostels und auf deren organisierten Pub Crawls, lernte man spätestens mit ein bisschen Alkohol im Blut früher oder später eh immer jemanden kennen. Auch meine eingerosteten Englischkenntnisse waren nie ein Problem, sondern sorgten maximal für einen sympathischen Lacher. Trotz all dieser schönen Erinnerungen blieben mir aber auch die Bilder der unbeholfenen Flüchtlinge im Kopf, die ich überall auf meine Reise durch den Balkan auf dem Weg nach West-Europa immer mal wieder antraf. Zurück in Halle entschied ich mich deshalb im Herbst 2015 dazu, es noch einmal weiter mit Jura zu probieren und mich auf das Thema Asylrecht spezialisieren zu wollen. Zeitgleich begann ich damals mich beim Arbeitskreis Refugees Welcome der Uni Halle zu engagieren und wurde Tandempartner für einen syrischen Flüchtling. Umso besser wir uns kennenlernten und umso mehr ich in meinem freiwilligen Engagement versank, desto mehr merkte ich, dass ich meinen Studiengang wechseln musste, um glücklich zu sein. So wechselte ich damals im Sommer 2016, angetrieben auch durch mein Engagement bei der Bildungsinitiative Rock Your Life Halle e.V., zu Lehramt für Sekundarschulen.

Ein langer Weg zum Ziel

Aber auch dort wurde ich nie ganz glücklich, zu festgefahren war der Lehramtsjob und die Schulstrukturen, die ich während meines Studiums kennenlernte. Zusätzlich stand mir mal wieder mein Abitur im Weg, der Notenschnitt war einfach zu schlecht, um in meine Wunschkombi Sozialkunde und Geschichte zu kommen, sodass ich nur Geschichte mit Mathe als Kombi studieren konnte. Zu der Zeit war mein ehrenamtliches Engagement der reine Segen, denn dort lernte ich nicht nur meine eigentlichen Stärken kennen, sondern auch mein zukünftiges Berufsfeld: Projektmanagement und (außerschulische) politische Bildungsarbeit. 2018 wechselte ich daher zum Bachelorstudiengang Erziehungswissenschaft in Kombination mit Politikwissenschaft, den ich nun in wenigen Wochen auch tatsächlich erfolgreich mit meinem Bachelor abschließe. In der Zwischenzeit wechselte ich meine Nebenjobs, erhielt Preisauszeichnungen für mein ehrenamtliches Engagement, wurde Studienbotschafter der Uni Halle und Gesicht einer bundesweiten Kampagne zum 30. Jubiläum der Wiedervereinigung.

Das Studium war für mich persönlich nur eine „nette“ Nebensache

Wie du vielleicht ein bisschen rauslesen kannst, kommt der konkrete Studieninhalt in meinem Rückblick auf die letzten acht Jahre so gut wie gar nicht vor. Das liegt daran, dass das tatsächliche Studium für mich persönlich nur eine „nette“ Nebensache war. Das Meiste, das ich gelernt habe, mich prägte und mir in Erinnerung geblieben ist, habe ich nicht im Studium selbst gelernt, sondern durch das was ich außerhalb des Studiums und des Universitätslebens gemacht habe. Das liegt glaube ich auch nicht an der Studienfachwahl, die ich gewählt habe, sondern einfach daran, dass ich die Zeit auch dafür nutzen wollte Spaß zu haben und so viele Erfahrungen, wie möglich zu sammeln. Der Inhalt des Studiums war dementsprechend noch eine nette Dreingabe, die meine Praxiserfahrungen um theoretisches Basiswissen erweiterte. Man kann also sagen, für mich war das Studium vor allem eine Zeit des Ausprobierens, des Experimentierens und des Erfahrungensammeln. Arbeiten muss ich eh noch lange genug in meinem Leben. Jung bin ich dagegen nur einmal im Leben und möchte daher auch alle Chancen nutzen, die ich bekommen kann. Das klingt zwar total nach einem Kalenderspruch, aber auch ein Kalenderspruch hat einen Funken Wahrheit in sich.  Falls du überlegst demnächst auch ein Studium anzufangen…

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg und vor allem viel Spaß! Du brauchst keine Angst vor Veränderungen haben, das hat dir mein Rückblick über meine Studienzeit hoffentlich zeigen können! :)

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