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Till Gaßmann

Critical Mass - mit dem Fahrrad für die Verkehrswende kämpfen

Für viele Menschen ist das Fahrradfahren in Halle noch immer der absolute Horror. Zu wenige Fahrradwege, kaputter Asphalt, zugeparkte Kurven und zu viel Verkehr auf den schmalen Straßen, wo man sich den Platz auch noch zusätzlich mit den Trams teilen muss. Das soll sich aber ändern! Darum organisiert das Kollektiv rund um die Critical Mass in Halle seit mehreren Jahren, einmal im Monat am ersten Freitag des Monats, Fahrrad-Demonstrationen.

Foto: Till Gaßmann

Vor über einem Jahr bin ich das erste Mal bei der Critical Mass hier in Halle mitgefahren. Damals ging es vom Paulusviertel durch die ganze Stadt, sogar über die Hochstraße am Franckeplatz.

Die Critical Mass (engl. für „kritische Masse“) ist eine weltweite Bewegung, die bereits 1992 in San Francisco entstand und sich dort schnell als Demonstrationsform etablierte. Der Begriff „Critical Mass“ stammt aus dem Dokumentarfilm Return of the Scorcher (1992) von Ted White. Dieser erzählt von der bike culture in China und den Niederlanden im Vergleich zu jener in den USA. Im Film beobachtete George Bliss das Verhalten von motorisierten Zweirad- und Fahrradfahrern in China, die Kreuzungen ohne Ampeln problemlos zu überqueren verstanden. Aus seinen Beobachtungen geht hervor, dass sich der Verkehr solange an diesen Kreuzungen staut, bis er eine kritische Masse erreicht hat, an der er sich über die Kreuzung drängt und so den sich kreuzenden Verkehr zum Anhalten zwingt. An diesen Begriff der Kritischen Masse sei der Name der Bewegung angelehnt.

Die Critical Mass in Halle setzt sich insbesondere für eine fahrrad-, lauf- und lebensfreundlichere Stadt ein. Ganz nach dem Motto:

"Je mehr Fahrräder, desto weniger Stau,

je mehr Fahrradfahrer, desto weniger Lärm in der gesamten Stadt.

Wir behindern nicht den Verkehr, wir sind der Verkehr!"

Jeden ersten Freitag im Monat treffen sich dafür am August-Bebel-Platz ab 17:30 Uhr eine bunte Mischung aus Fahrradfahrer*innen, um dann gemeinsam um 18:00 Uhr als eine riesige Gruppe loszufahren und somit durch die kurzzeitige "Inbesitznahme" des Straßenverkehrs auf die Rolle des Fahrradverkehrs aufmerksam zu machen. 

Dabei wird natürlich aber die Straßenverkehrsordnung berücksichtigt. So ist jede*r Teilnehmer*in an folgende Regeln gebunden:

1. Die Gruppe fährt auf der Fahrbahn auf einer Spur und hält sich an die Verkehrsregeln, besondere Berücksichtigung des §27 StVO (geschlossener Verband), auch in Bezug auf Lichtzeichenanlagen und Einmündungen (Wenn die ersten Fahrzeuge eines Verbandes in eine Kreuzung eingefahren sind, müssen die restlichen Fahrzeuge folgen, auch wenn die Ampel zwischendurch auf “Rot” umspringt)

2. Die Gruppe bleibt kompakt und beisammen, um durch den motorisierten Verkehr nicht zerrissen zu werden.

3. Alles bleibt friedlich und lässt sich durch aggressive Autofahrer*innen nicht provozieren. Der Verkehr wird nicht absichtlich gestört, es geht nicht um Verkehrsbehinderung anderer, sondern darum, sich als unmotorisierte Verkehrsteilnehmer*innen ein Stück öffentlichen Lebensraumes, die Straße, zumindest zeitweilig zurückzuerobern.

4. Das Motto lautet: Wir sind Verkehr!

5. Die Geschwindigkeit bleibt moderat (ca.15 km/h).

6. Jede*r Mitfahrende ist für sich selbst verantwortlich.

7. Jede*r Mitfahrer*in sollte ein verkehrssicheres Fahrzeug führen (intakte Beleuchtungsanlage, Bremsen, etc.)

Unterstützt wird die Critcal Mass in Halle übrigens auch vom ADFC. Regelmässig fahren auch Aktivist*innen aus diversen anderen Projekten mit, wie z.B. die lokalen Ableger von Fridays for Future. 

Der gemeinsame Protest hat auch schon für einige kleine Fortschritte gesorgt. So wurde beispielsweise in der Reilstraße ein reiner Fahrradweg auf der Straße markiert oder auch im Paulusviertel kommen markierte Parkverbotezonen in jede Kurve, um das Straßenüberqueren und Abbiegen wieder sicherer zu machen. Zudem wird im Stadtrat diskutiert, ob man nun der Idee folgt, die Altstadt zu einer autofreien Zonen zu erklären. Ich bin aufjedenfall gespannt, was in Zukunft hier in Halle noch alles passieren wird, um das Fahrradfahren weiter attraktiver und vor allem sicherer zu machen und inwiefern wir es so mit schaffen können auch die Verkehrswende in Halle voranzutreiben. 

Wenn du auch Lust hast mal bei der Critical Mass mitzufahren, kein Problem. Dann klick einfach hier für alle weiteren Infos.

 

  

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