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Till Gaßmann

Bleiben oder gehen?

Das ist eine Frage, die sich viele nach dem Abschluss ihres Studiums fragen, wenn man dann sein Bachelorzeugnis in der Hand hält. Diese Frage möchte ich an dieser Stelle aber gar nicht beantworten, sondern als kleinen Aufhänger nutzen. Denn diese Frage ist nämlich auch Titel des Albums, welches ich euch als nächstes kurz vorstellen möchte: „Bleiben oder Gehen“ von Feine Sahne Fischfilet.

Foto: Till Gaßmann

Foto: Im Sommer 2019 spielte Feine Sahne Fischfilet auf den Elbuferfestspielen in Dresden. Nach dem Auftritt auf der Fusion einige Wochen zuvor mein zweites Livekonzert der Band.

Von den Anfängen als Schulband zur Punkband

Bevor Feine Sahne Fischfilet zum neuen Aushängeschild der deutschen Punkszene wurde und sich politisch stark gegen den Rechtsruck mit Aktionen wie „Noch nicht komplett im Arsch“ oder „Wir sind mehr“ positionierte, spielten die Jungs rund um Leadsänger Jan Gorkow aka Monchi noch 2007 als kleine Schulband auf ihrem ersten Album eher klassischen Rocksongs mit teils sexistischen Textpassagen, von denen sie sich heute aber strikt distanzieren. Mit der wachsenden Bekanntheit in ihren Heimatdörfern rund um Rostock, merkten sie aber mit erschrecken auch, dass sich auch Fans aus dem rechten Spektrum auf ihre Konzerte begaben, weswegen sie begannen sich klar auch politisch als Band zu positionieren, um Fans, die nicht ihre politische Haltung teilen, zu bekämpfen. Eine Notwendigkeit - gerade in den teils eher konservativen ländlichen Regionen von Mecklenburg-Vorpommern. So entwickelten sie über die Zeit nicht nur ihren von Ska inspirierten Musikstil weiter, sondern auch ihre Texte und Botschaften zu einer klaren Gegenposition gegen rechte Ideologien. Diese Entwicklung wird vor allem dann schon auf ihrem nächsten Album „Wut im Bauch, Trauer im Herzen“ aus dem Jahr 2010 sehr deutlich. Während aber der große Durchbruch noch auf sich warten ließ, fand die Band dagegen andere Fans: den Verfassungsschutz. Dieser begann 2010, die Band aus nicht ersichtlichen Gründen zu beobachten, was bei bekannt werden dieser Tatsache, durch den Verfassungsschutzbericht 2011, zu einem Aufschrei in der ganzen Musikszene wurde. Denn, während klar rechtsextreme Bands ungestraft weiter durch Mecklenburg-Vorpommern tourten und Konzerte spielten, wurden diese nicht vom Verfassungsschutz beobachtet oder gar erst im Verfassungsschutzbericht erwähnt, während Feine Sahne Fischfilet als antifaschistische Punkband in dem Bericht landete. Ein Skandal über den bundesweit berichtet wurde und das rechte Problem im Verfassungsschutz und der Polizei noch einmal mehr aufzeigte. Feine Sahne Fischfilet sollte dies aber nicht aufhalten! So brachten sie 2012 ihr nächstes Album „Scheitern und Verstehen“ raus, welches gerade mit dem Track „Komplett im Arsch“ ihren endgültigen Durchbruch markierte. Das Hauptthema: der Kampf gegen rechte Strukturen, die liebe zu ihrer Heimatregion rund um die Ostsee, Liebe und Freundschaften.

Bleiben oder Gehen

Mit „Bleiben oder Gehen“ wurde dann 2015 ihr nächstes Album veröffentlicht. Das Cover zeigt ein Ölgemälde der beiden Bandmitglieder Monchi und Kai im Kindesalter im Dorf. Das Dorfleben als Jugendlicher, ein Thema was auch mehrere Lieder des Albums, wie z.B. „Für diese eine Nacht“ aufgreifen. Monchi sagte dazu mal in einem Interview: „Die Idee war, das mal widerzuspiegeln: Eine Jugend auf dem Dorf. Da hat man das Thema „Bleiben oder gehen?“ einfach vor Augen gehabt. Viele Freunde sind gegangen, sind weggezogen oder Freundschaften haben sich aufgelöst.“ Auch das Thema des Kampfes gegen rechte Gewalt taucht erneut auf. So heißt es in dem Lied „So lange es brennt“:   

Ich bin durcheinander, du bist es auch

Wie geht's jetzt weiter? Wir lachen zu zweit

Sie wollen uns verwirren, und treten dabei

Mit ganzer Härte, auf alle unsere Träume ein!

Der Titel des Tracks sollte vier Jahre später auch das zentrale Motto der Tour sein.

Besonders hervorzuheben sind auf dem Album vor allem die sehr persönlichen Texte. So geht es in dem Lied „Warten auf das Meer“, um den Tod und Verlust eines engen Freundes. Man wird überwältigt von absoluter Hilflosigkeit und Trauer. Dazu äußerte die Band sich so: Es geht um „Gefühle, die jeder versteht, der auch schon mal so etwas durchgemacht hat, was der Song beschreibt: Bei einem sehr lieben Menschen, vielleicht aus der engsten Familie, wird auf einmal eine schwere, vielleicht unheilbare und tödliche Krankheit diagnostiziert. Das Schicksal schlägt unerbittlich zu. Jemand, den wir sehr lieben, ist kurz davor, einfach so aus unserem Leben gerissen zu werden und wir können nichts dagegen tun. Jemand, mit dem wir vor kurzem noch schöne und unbeschwerte Stunden verbracht haben. Wie weit entfernt erscheinen auf einmal diese Momente. Wie groß ist die Sehnsucht danach, das alles einfach wieder so wird wie früher...“ Auch das stimmungsvolle Musikvideo sei dir an dieser Stelle ans Herz gelegt. In der Hauptrolle ist übrigens der Schauspieler Charly Hübner, ein bekanntes Gesicht, denn der ein oder andere vielleicht auch schon aus deutschem Film- und Theaterproduktionen kennt.

Mit diesem Album schloss ich die Band dann endgültig in mein Herz.  

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