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„Zwischen Beuys und Banksy“

Isabel Pfeifer

Verändert WhatsApp unseren Schreibstil?

Wusstest Du, dass mehr als 97 Prozent der 12- bis 19-Jährigen über ein Smartphone verfügen? Textmessenger sind daher aus dem Alltag von Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Doch welche Rolle spielt dabei Sprache und Schrift?

Zu sehen ist Dr. Busch mit einem Smartphone in der Hand. Im Hintergrund steht eine Gruppe von Jugendlichen.

Foto: Dr. Florian Busch hat die WhatsApp-Kommunikation von Jugendlichen untersucht.

Ein Vorurteil lautet etwa, dass WhatsApp und Co. dazu verführen würden, sämtliche sprachliche Gepflogenheiten über Bord zu werfen und, dass die Apps so einen Sprachverfall herbeiführen. Genau hier setzt die Promotionsarbeit des Sprachwissenschaftlers Dr. Florian Busch vom Germanistischen Institut an: Er hat erforscht, wie Jugendliche bei WhatsApp miteinander schreiben. Dabei interessierte er sich aber weniger für den Inhalt der Nachrichten, sondern vielmehr dafür, wie die Altersgruppe Schrift und Zeichen in verschiedenen Situationen einsetzt und wie sie darüber denkt.  

Welche Unterschiede gibt es?

Du kennst das sicherlich auch, dass bestimmte Ausdrucksweisen eben nur unter guten Freunden genutzt werden. So fand Busch natürlich auch große Unterschiede zwischen den Chatnachrichten und den Schulaufsätzen: Während Letztere stark an Rechtschreib- und Zeichensetzungsregeln orientiert sind, wird in Chats häufig auf die Groß- und Kleinschreibung sowie Kommata, zu Gunsten der Schnelligkeit beim Tippen, verzichtet.

Ausnahmesituationen: Streit, Mails und Postings

Anders sei das zum Beispiel beim Mailwechsel mit Lehrer*innen: Hier gelten andere Regeln als bei WhatsApp. Völlig unwichtig sei Rechtschreibung im Digitalen ohnehin nicht. „Schreibfehler – zum Beispiel in Social-Media-Postings – werden als peinlich wahrgenommen. Darauf weisen sich die Jugendlichen gegenseitig hin und korrigieren einander. Ihnen ist wichtig, nicht ungebildet zu wirken“, sagt Busch. Auch beim Streit über Textmessenger würden sich viele Jugendliche wieder am Schriftstandard mit korrekter Groß- und Kleinschreibung orientieren. Hier würde die Standardsprache für Prestige und Autorität verwendet werden.

Emojis als Bereicherung unserer digitalen Kommunikation

Den Einsatz von Emojis, wie Smileys oder Herzen, hat der Forscher ebenfalls untersucht. Diese nehmen eine wichtige Rolle in der digitalen Kommunikation ein. Dabei werden sie in der Regel aber nicht dafür genutzt, ganze Wörter oder Sätze zu ersetzen. Vielmehr seien sie eine Interpretationshilfe, wie eine Nachricht zu verstehen ist. Denn in geschriebenen Texten sei es zum Beispiel schwierig, Ironie oder andere Untertöne zu erkennen. „Insofern könnte man sogar sagen, dass Emojis die Ausdrucksmöglichkeiten im Digitalen bereichern“, meint der Wissenschaftler. Außerdem würden enge Freunde mitunter sogar ganz auf den Einsatz von Emojis verzichten, weil sie nicht nötig seien, um einander richtig zu verstehen. „In weniger engen Beziehungen werden sie verwendet, um die Bedeutung einer Nachricht zu illustrieren“, erklärt Busch.

Stimmt das Vorurteil?

Die Ergebnisse zeigen: Ja, der Kurznachrichtendienst verändert den Schreibstil von Jugendlichen, aber es gibt keinen Grund zur Sorge. Ohnehin geht dieser Gedanke für den Linguisten am eigentlichen Kern des Themas vorbei: „Viel interessanter ist, dass die Schüler*innen in meiner Untersuchung über ein sehr hohes Maß an Reflexionskompetenz verfügen. Sie nehmen die Unterschiede zwischen den verschiedenen Situationen sehr bewusst wahr und haben eine genaue Vorstellung davon, welche Sprachmittel in welcher Situation angemessen sind.“ Die Studie belege zudem, wie stark Smartphones, Schrift und Sprache den Alltag der Jugendlichen prägen. Deshalb sei es wichtig, die Nutzung besser zu verstehen.

Hättest Du gedacht, dass die digitale Kommunikation solch einen prägenden Einfluss auf unser Miteinander hat? Mir persönlich war vieles davon schon bewusst, aber ich fand es trotzdem sehr interessant! Wie denkst Du darüber?

Liebe Grüße 

Isabel (:

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