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„Salām, Shalom und guten Tag!“

Studienbotschafter Tom Reichelt

Von unverständlichen Zeichen zur Wissenschaftlichkeit

Ich bin für den Studienbereich „Kulturen der Welt“ zuständig. Was diese Studiengänge eint ist, dass die deutsche Sprache alleine nicht lange weiterhilft, auch Englisch ist nicht immer hilfreich. Nein, man muss einfach auch die Sprachen der jeweiligen Kulturen können, um sie besser zu verstehen. So gehörten Sprachkurse von Beginn an zu den wesentlichen Veranstaltungen meines Studiums. Heute möchte ich euch einmal erzählen, wie ein Sprachkurs an der Uni aussieht.

Es ist ein arabisches Wörterbuch, aufgeschlagen beim Buchstaben س zu sehen

Wörterbücher, wie hier ein arabisches, gehören zum wichtigsten Arbeitsmaterial beim Erlernen von neuen Sprachen.

An der Uni Halle gibt es viele Studiengänge, die einen in fremde Kulturen und scheinbar fremde Sprachen mitnehmen. Welche das sind, das habe ich bei meinem letzten Blogbeitrag hier zumindest für den Bereich der Bachelorstudiengänge zusammengetragen. Und auch ich persönlich habe bisher viel Zeit in meinem Studium mit Sprachkursen verbracht. Denn mein Hauptfach Nahoststudien beinhaltet auch das Lernen von Arabisch und Hebräisch – sowohl in modernen als auch in früheren Sprachformen. Beim Hebräischen ein Semester lang biblisches Hebräisch und zwei Semester lang modernes Hebräisch beim Arabischen haben wir neben den verpflichtenden drei Semestern Arabisch die Möglichkeit, die Veranstaltung des Arabistik-Kurses klassisches Arabisch mitzubelegen.

 שלום,سلام und guten Tag

Für euch sind hier alle Zeichen fremd, die nicht mit der deutschen Tastatur geschrieben wurden? Das ist nicht verwunderlich und so ist es mir auch gegangen, bevor ich mein Studium begonnen habe. Klar, gesehen hat man das schon einmal in Reiseberichten, Dokumentationen oder Nachrichtenbildern. Doch die Bedeutung der Zeichen muss man dann doch eben erst lernen. Löse ich vielleicht erstmal das erste Geheimnis auf: Hier in der Überschrift steht nichts anderes als das Motto meines Blogs: Salām, Shalom und guten Tag! Doch so trivial es vielleicht klingt: Anders als in den meisten Sprachkursen mit europäischen Sprachen begann bei mir sowohl der Arabischunterricht als auch der Hebräischunterricht damit, sich mit dem Alphabet vertraut zu machen und die Betonung der Buchstaben zu lernen.

Dies geht auch wirklich ziemlich schnell und schon bald beginnt man damit, Grammatiken kennenzulernen, Vokabeln zu pauken und Übersetzungen von immer schwierigeren Texten anzufertigen. Das mag nach einem sehr hohen Tempo klingen – und genau das ist es auch. Doch wird man dabei immer und an jeder Stelle unterstützt: Ich hatte meine Sprachkurse viermal bis fünfmal in der Woche und dazu kommen noch Tutorien, in denen man mit erfahreneren Student*innen dem Lernstand angepasste Übungsaufgaben machen kann. Außerdem darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Gruppe im Sprachkurs oft nicht so groß ist. Das bedeutet, dass jede*r immer wieder dran ist und sich beteiligt. Aber genauso habe ich die Erfahrung gemacht, dass in all meinen Sprachkursen alle Kommiliton*innen immer füreinander da waren und sich die Qualitäten zu einem echten Teamwork bündelten.

Das Ende des Teamworks: Die Prüfung

Anders als im Sprachkurs selbst und auch in der Vorbereitung ist bei der Prüfung natürlich jede*r auf sich allein gestellt. Wie sieht so eine Prüfung aus? Das kommt natürlich immer auf das entsprechende Fach an.

Im Bibelhebräischen gab es bei mir nach dem ersten Semester beispielsweise eine schriftliche Prüfung, in der wir in drei Stunden einen Abschnitt aus dem Alten Testament übersetzen und einige Formen grammatikalisch bestimmen sollten, die besondere Tücken aufwiesen. Hinzu kam noch eine mündliche Prüfung, bei der oft nur ein Satz aus der Bibel zwanzig Minuten lang vorbereitet wurde und dann vor zwei Prüfer*innen, dem Dozenten sowie einem*r weiteren Professor*in aus dem Institut, vorgestellt wurde. Auch hier musste ich danach noch einige grammatikalische Fragen, die wir im Unterricht behandelt hatten, beantworten.

Im modernen Hebräisch fällt die mündliche Prüfung weg. Auch wenn diese Sprache heute natürlich viel häufiger und stärker gesprochen wird als die Sprache aus der Zeit der Bibel, findet hier nur eine ebenfalls dreistündige schriftliche Prüfung statt.

Im Arabischen kommt es nach dem ersten Jahr schon zu einer Zwischenprüfung, bevor nach anderthalb Jahren die Abschlussprüfung folgt. Beide Prüfungen muss man bestehen, allerdings geht nur die Abschlussprüfung mit ihrer Bewertung in die Endnote ein. Bei beiden Prüfungen müssen wir sowohl eine schriftliche Klausur absolvieren, in der wir allerlei Grammatikfragen beantworten und Texte übersetzen und selbst schreiben, als auch eine mündliche Prüfung ablegen. In der mündlichen Prüfung – auch hier vor unserem Dozenten und einem*r weiteren Professor*in aus dem Institut – geht es um unsere Lesefähigkeiten, unsere Aussprache und auch darum, bestimmte auswendig gelernte Lieder, religiöse Texte oder Sprichwörter zu zitieren.

Doch auch wenn natürlich jeder allein durch diese Prüfungen muss, ist dies nicht das Ende allen Teamworks: Im Anschluss wird oft noch gemeinsam essen gegangen und sich an die lustigsten Szenen des Semesters erinnert. Wenn man sich dann so häufig gesehen hat wie wir uns, dann gibt es da viel zu erzählen. Und nach der vorlesungsfreien Zeit sieht man sich wieder und schreibt dann in den Seminaren anhand des erlernten Wissens Hausarbeiten – aber wie eine linguistische Hausarbeit aussieht, das ist ganz sicher einen eigenen Beitrag wert…

Kannst du dich denn dann auch auf Arabisch unterhalten?

Diese Frage wird mir ganz oft gestellt – von Freunden, Familie und vielen Bekannten. Die Antwort darauf ist „Ja, aber…“. Denn es ist überhaupt nicht das Ziel eines fachwissenschaftlichen Sprachkurses, sich eloquent in der Sprache unterhalten zu können. Ja, ich hätte die Grammatik und ein Wörterbuch und könnte in der Theorie Gespräche führen und einzelne Gesprächsbestandteile kann ich auch problemlos ausdrücken. Aber nein, oft fehlen mir die richtigen Vokabeln und kein*e Gesprächsteilnehmer*in sollte darauf warten, dass ich sie im Wörterbuch gefunden habe. Das kann sowohl auf meine zu formulierende Antwort bezogen sein als natürlich auch und womöglich noch mehr auf die Vokabeln, die mein*e Gesprächspartner*in in seinen/ihren Aussagen verwendet. Außerdem lernen wir im Unterricht die arabische Hochsprache – das ist mal mehr und mal weniger weit von den vielen unterschiedlichen Dialekten mit den eigenen Wörtern und Betonungen entfernt. Ihr könnt euch das wie im Deutschen vorstellen, auch wenn es durch die stärkere Verbreitung des Arabischen noch vielfältiger ausfällt. Doch warum lerne ich dann überhaupt Arabisch? Ich lerne es, um mich in der Fachwissenschaft zurechtzufinden. Ich kann nun alte wie neue Texte lesen, mir meine Gedanken dazu machen und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zu anderen Kulturen der Welt feststellen. Ich kann originalsprachliche Quellen etwa zum Nahostkonflikt, natürlich ein Kerngebiet meines Studiengangs, lesen. Rhetorische Figuren und sprachliche Besonderheiten lassen sich eben nur im Original vernünftig finden – ganz unabhängig davon, dass sehr viele Texte ohnehin nicht auf Deutsch oder Englisch übersetzt sind.

Doch natürlich gehört das Sprechen auch dazu und die erlernten Sprachen sollen irgendwann einmal fachwissenschaftlich und gesprochen für Gespräche vor Ort beherrscht werden. Doch genau an diesen Ort gehört das regelmäßige Üben auch: Vor Ort. Oder, gerade wenn man außerhalb der Fachwissenschaft Sprachen lernt, in eine Allgemeine Schlüsselqualifikation (ASQ). Was das ist, das hat meine Kommilitonin Isabel euch vor einiger Zeit hier erklärt.

Weihnachten im Sprachkurs

Im Judentum und im Islam wird Jesus Christus nicht annähernd mit derselben Wichtigkeit belegt wie im Christentum, deswegen gibt es hier auch viele andere Feste, die ich euch in einem späteren Blogbeitrag einmal vorstellen werde. Trotzdem spielt das Weihnachtsfest im Semesterverlauf an der Universität für alle natürlich eine große Rolle und weil es nun bald wieder so weit ist und wir uns mit einer Mischung aus Geschenken und Wörterbüchern beladen auf den Weg zur Familie machen, kommt hier noch ein kurzer „Weihnachtsexkurs“ für die Sprachkurse, besonders für den Kurs des Bibelhebräischen. Zwar ist nur beim Alten Testament die Originalsprache Hebräisch, aber in der letzten Stunde vor Weihnachten wird gemeinsam eine hebräische Übersetzung aus dem Neuen Testament gelesen: Die Weihnachtsgeschichte. Selten kann man so viel aus der Geschichte einfach aus dem Kopf ergänzen, wenn einem Vokabeln fehlen, und so kommt bei Plätzchen eine ganz besondere Stimmung auf. Insgesamt ist der letzte Vorlesungsmonat in einem Kalenderjahr eine ganz besondere Zeit, weitere Highlights aus Uni und Stadt hat meine Kommilitonin Ilka hier ganz aktuell zusammengefasst…

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