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„Gesagt, getan, für's Leben gelernt“

Annemarie Reichenbach

Studium To Go - (K)ein neuer Trend

Stellt euch mich mal kurz folgendermaßen vor: der Kopf hochrot - vom Rucksack tragen. Ich war in der Bibliothek - als ich meine Wohnung eingerichtet habe, hätte mir mal einer sagen sollen, dass ich ein freies Bücherregal für die Arbeit an meiner Bachelor-Arbeit brauchen würde. Zurück zum Wesentlichen. Ich komme also mit rotem Kopf heim und schaue wie gewohnt in meinen Briefkasten - nichts erwartend. Doch dann fällt mir noch mehr Papier in die Hand, das ich mit in meine Wohnung nehme. Und das sogar auch mit meinem Studium zu tun hat.

Ich an meinem Schreibtisch mit 4 Postkarten in der Hand

Foto: So sitze ich an meinem Schreibtisch und freue mich über neue Postkarten - die heutige Ausbeute beinhaltet viel Spannendes

Wie ihr es schon vom Foto erraten könnt: Ich hatte Postkarten im Briefkasten. Aus Russland, den USA und aus Hongkong. Von fremden Menschen. Etwas komisch klingt das schon, und ich werde auch immer mit großen Augen angeschaut, wenn ich davon erzähle. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie ich die Online-Plattform 'Postcrossing' entdeckt habe...
Schon seit fünfzehn Jahren vernetzt Postcrossing über 800 000 Menschen in der ganzen Welt, aus allen Kontinenten. Die meisten Mitglieder hat Russland, Deutschland ist auf Platz fünf. Das ganze funktioniert so:
Man meldet sich online mit einer Email-Adresse an, und hat die Möglichkeit, sich ein 'Profil' zu gestalten. Darin kann man zum Beispiel angeben, in welchen Sprachen man Postkarten schreiben oder empfangen will, welche Motive oder Erzählungen die anderen 'Postcrosser' auswählen sollen usw. Ich lasse mich am liebsten überraschen, habe mein Profil also sehr vage gehalten. Ich könnte es aber auch nutzen, um mir Fragen aus meinem Studium beantworten zu lassen (z.B.: Was ist eine Geschichte, die dir deine Eltern immer erzählt haben?) und damit Wissen für mein Studium der 'Interkulturalität' erlangen. Da geht es nämlich um so etwas wie kulturelle Merkmale und was zum Beispiel Märchen über die Mentalität aussagen könnten.
Der nächste Schritt ist nämlich, dass jemandem mein Profil mit meiner Adresse zugelost wird. Dieser noch fremde Jemand kann mir dann eine Karte schreiben, auf die er eine von Postcrossing verteilte Nummer schreibt. Kommt diese Karte dann bei mir an, kann ich sie online registrieren, und wenn ich möchte, dem Absender noch eine dankende Nachricht dazu schreiben.
Zeitgleich bekomme ich Adressen zugelost, von wieder ganz anderen Menschen mit spannenden Profilen oder Wohnorten. Denen schreibe ich dann ebenfalls eine Postkarte und vermerke darauf eine Nummer, sodass die Empfänger sie registrieren können. Über deren Nachrichten freue ich mich dann auch immer sehr. Denn gerade nutze ich die Postkarten vor allem, um im (englischen) Schreibfluss zu bleiben, der für meine Bachelorarbeit wichtig ist und dringend Impulse von außen braucht. Außerdem kann ich auch meine Sprachen üben.
Ich glaube, in den Zeiten von Corona hat Postcrossing nochmal mehr Zuwachs bekommen und viele schrieben mir, dass sie sich durch die Postkarten auch im Social Distancing verbunden fühlen. Es wurde sich auch viel ausgetauscht über individuelle Erfahrungen und Sorgen, sodass ich vieles gelernt habe, das so in den Medien keine Beachtung fand. 
Ursprünglich ist Postcrossing übrigens durch einen spanischen Studenten entstanden, der das Projekt bis jetzt leitet. Er hatte einfach Lust, Postkarten zu bekommen und sich mit Menschen aus anderen Ländern auszutauschen. Ich glaube an diesem Ziel hat sich nicht viel geändert und alle anderen Postcrosser verfolgen dasselbe - ich habe noch keine einzige schlechte Erfahrung gemacht, im Gegenteil. Daraus sind schon mehrere Brieffreundschaften und professionelle Zusammenarbeiten entstanden - und ich habe jetzt eine weitere muttersprachliche Lektorin meiner englischen Bachelorarbeit.
An die ich mich jetzt mal wieder schleunigst setze... ;)

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